Konzertbesuch: Folkwang Kammerorchester
Der Musikkurs der Q1 des Grashof-Gymnasiums durfte an einer besonderen Aktion des Folkwang Kammerorchesters teilnehmen. Nachdem wir bereits zwei Tage zuvor die Möglichkeit hatten, eine Probe des Orchesters zu besuchen, stattete uns der Dirigent, Johannes Klumpp, einen Besuch im Musikunterricht ab. Abends hatten wir dann die Gelegenheit, bei einem Konzert dabei zu sein.
Zuerst berichtete der Dirigent uns allgemein über sich und das Orchester, dass er bereits seit neun Jahren Chefdirigent des Folkwang Kammerorchesters und aktuell auch Vertretungsdirigent in Wiesbaden sei. Das Orchester setzt sich aus jungen Musikern zusammen, mit spätestens 35 muss man austreten. Deswegen haben die Musiker auch nur eine Halbtags-Stelle, Johannes Klumpp erklärte, dass sie dadurch schon früh andere Anstellungen suchen oder eigene Projekte ausüben können. Beispielsweise bilden aktuell zwei Geigerinnen zusammen mit einer Bratschistin aus dem Orchester privat ein Trio und stellen eigene Projekte auf.
Durch das junge Alter der Musiker wechselt die Besetzung des Orchesters häufig. Der Dirigent erklärte, dies habe Nachteile, man müsse bei manchen Stücken gerade das Zusammenspielen besonders üben und komme daher manchmal nicht auf das gewünschte Niveau. Allerdings gebe es auch Vorteile im Vergleich mit eingespielten Orchestern mit fester Besetzung. Im Kammerorchester habe er die Möglichkeit, die Spielweise einzelner Stücke immer wieder zu verändern, eingespielte Orchester spielten ein Stück, das schon häufig gespielt wurde, meistens immer so, wie sie es beim letzten Mal gespielt haben.
Im Gespräch hatten wir die Möglichkeit, dem Dirigenten Fragen zu stellen, schließlich sind wir gemeinsam auch Teile der Partitur durchgegangen und er erklärte uns einiges dazu.
Zu einer Frage, ob es einen Unterschied in der Schwierigkeit der Stücke bei 1. und 2. Geige gebe, berichtete der Dirigent, er habe aufgelöst, dass die Stimmen musikalisch stark getrennt werden. Auch ein Aufstieg innerhalb des Orchesters halte er für richtig und habe ihn auch eingeführt, als er Chefdirigent wurde. Beispielsweise sei die 1. Geigerin zuvor bei den 2. Geigen gewesen, hat sich aber, als die Stelle frei wurde, darauf beworben und bei einem Vorspiel überzeugt.
Schließlich stellten wir auch Fragen zu der Probe, die wir besucht hatten. Viele Schüler hatten sich gewundert, dass noch viel in den Noten verändert wurde. Johannes Klumpp erklärte dazu, sie hätten die Stücke alle zweimal intensiv geprobt, und werden sie bei der Generalprobe das erste Mal komplett durchspielen. Das Stück von Carl Phillip Emanuel Bach, das wir bei der Probe gehört hatten, hatten sie da auch das erste Mal überhaupt vor diesem Konzert geprobt.
Besprochen haben wir auch über den möglichen Einsatz von Tablets statt Noten aus Papier in der Zukunft. Uns war aufgefallen, dass eine Musikerin während der Probe die Partitur auf einem iPad mitverfolgt hat. Der Dirigent informierte uns, dass es schon Orchester gebe, die kein Papier mehr nutzen, zum Beispiel eines in Stuttgart. Für das Folkwang Kammerorchester sei dies allerdings noch nicht angedacht, er spekulierte aber auch über mögliche Vorteile eines Umstiegs zu digitalen Noten. Wenn er etwas bei sich einträgt und dies dann bei allen Musikern erschiene, sei es ein Vorteil zu analogen Noten.
Im Weiteren sind wir dann mit dem Dirigenten Teile der Partitur durchgegangen, er erklärte uns einiges dazu, wo welches Motiv zwischen welchen Instrumenten überreicht wird. Mit jeder neuen Erklärung wurde für uns ein Teil des Stücks entschlüsselt, bei jedem erneuten Anhören konnten wir auf neue Aspekte hören.
Insgesamt war der Besuch des Dirigenten in unserem Musikunterricht eine spannende Erfahrung für den Kurs. Wir konnten auf eine ganz andere Weise, als im normalen schulischen Rahmen möglich, an ein Stück herangehen und es nach und nach besser verstehen.
Am Abend folgte schließlich unser Konzertbesuch. Die Aufführung fand in der Villa Hügel statt, für uns eine Möglichkeit, dieses schöne Ambiente von einer neuen Seite kennenzulernen.
Insgesamt war die Stimmung sehr feierlich, es waren fast alle Plätze besetzt.
Während des Konzerts erklärte der Dirigent vor jedem Stück etwas zum historischen Hintergrund, dadurch wurden die Stücke für alle Zuhörenden interessant erläutert. Viele von uns erkannten die Stücke, die wir in der Probe gehört und in der Musikstunde untersucht hatten (in der Musikstunde hauptsächlich die Fuga von Johann Adolf Hasse). Aufgrund dessen hatten wir einen Bezug zu den Stücken, der beim Zuhören deutlich wurde. Es wurden folgende Stücke aufgeführt: Zuerst die Fuga, darauf folgte Johann Sebastian Bach mit dem Konzert für zwei Violinen, dann Carl Phillip Emanuel Bach mit der 1. Hamburger Symphonie, schließlich wurde die 8. Symphonie von William Herschel, danach die Symphonie in g-Moll von Johann Christian Bach und abschließend die 2. Symphonie von Joseph Haydn aufgeführt. Für ein Stück spielten zwei Musikerinnen als Solisten, die erste Geigerin und eine der zweiten Geige. Nach dem Konzert gab es viel Applaus, das letzte Stück wurde als Zugabe gespielt.
Da die meisten Mitglieder unseres Kurses vorher noch nie ein klassisches Konzert besucht hatten, war die Erfahrung völlig neu, aber gerade weil wir einzelne Stücke schon kannten eine besondere und schöne Erfahrung.